30 Jahre Tier- Zahnheilkunde

 

Zahnfrakturen der Katze

 

Zahnfrakturen kommen bei der Katze hauptsächlich an Eck- und Schneidezähnen (Trauma, Fenstersturtz) sowie im Backenzahnbereich vor. Je nachdem wie viel von der Zahnsubstanz verloren geht, wird im ungünstigsten Falle die Nervenhöhle eröffnet. Sie erscheint als "roter Punkt". Dies ist für die Katze sehr schmerzhaft. Die in der Mundhöhle zahlreich vorhandenen Bakterien finden hier einen idealen Nährboden. Sie besiedeln den Nervenkanal und töten das Nervengewebe (Pulpa) ab. Dies ist daran zu erkennen, daß sich der "rote Punkt" mit der Zeit schwarz verfärbt. Der Zahn ist nun devital und verändert mit der Zeit auch seine Farbe. Die Bakterien wandern über die Wurzelspitze des Zahnes bis in den Kieferknochen und können dort erhebliche Entzündungsprozesse (Wurzelspitzengranulome) verursachen. Diesen Krankheitsverlauf findet man bei der Katze sehr häufig an den Eckzähnen des Oberkiefers.


Im schlimmsten Falle entwickeln sich für das Tier äußerst unangenehme und schmerzhafte Abszesse. Es ist bekannt, daß sich diese Keime im gesamten Organismus verbreiten und Innere Organe wie Herz, Leber und Nieren vorschädigen können.

Jeder frakturierte Zahn mit eröffneter Pulpa ist gerade bei der Katze eine "tickende Zeitbombe" und muß behandelt werden. Oftmals bleiben solch abgebrochenen Zähne lange Zeit unentdeckt da das Tier lernt, mit dem Schmerz zu leben. Nur der Tierbesitzer welcher regelmäßig die Zähne seines Tieres kontrolliert (Zahnpflege) kann dies früh genug feststellen und dazu beitragen, daß der Zahn erhalten werden kann und dem Tier unnötige Schmerzen erspart bleiben! Sehr typisch für chronische Entzündungen im Wurzelspitzenbereich sind Tränenfluß und ein "zugekniffenes Auge" auf der betroffenen Kieferseite Nach Behandlung des Zahnes klangen die Symptome sofort ab.

 

   

Tränendes Auge vor der Behandlung

 

Nach Zahnextraktion

 

Behandlung:

Ziel der Behandlung ist, den Zahn zu erhalten. Dies gilt besonders für die bei der Katze besonders wichtigen Eckzähne. Bei sofort erkannten Zahnfrakturen kann versucht werden, die Pulpa vital zu erhalten. Grundsätzlich gilt:

je jünger das Tier und je frischer die Verletzung
umso größer die Chance, den Zahn vital zu erhalten

 

 

 1. Vitalamputation

 

   

Backentahnfraktur, Pulpa eröffnet

 

Zahnfüllung

Zur Behandlung erhält das Tier eine Kurznarkose. Der Nerv wird vorsichtig abgedeckt und der Defekt mit einer Kunststoffplombe versiegelt. Eine Röntgenaufnahme des betroffenen Zahnes wird angefertigt und der aktuelle Entwicklungsstand des Zahnes dokumentiert. (Je jünger der Zahn, um so weiter die Nervenhöhle). Eine sichere Methode um festzustellen, ob die Behandlung erfolgreich war ist die jährliche Röntgenkontrolle. Bleibt der Zahn vital wird sich die Nervenhöhle mit zunehmendem Alter verschmälern. Ein guter Vergleich bietet immer der Zahn der anderen Kieferseite. Werden beide Nervenhöhlen gleichmäßig enger, ist der Zahn vital. Bleibt die des behandelten Zahnes weit, sind die Zellen abgestorben: der Zahn ist devital und muß wurzelbehandelt werden. Wichtig ist, daß der Besitzer die Termine zum Nachröntgen einhält.

 

2. Wurzelbehandlung

Eine Wurzelbehandlung ist dann erforderlich, wenn die Zahnfraktur  länger besteht und Bakterien  bereits in den Nervenkanal eingedrungen sind. Die Pulpa kann entzündet (Pulpitis) oder bereits nekrotisiert sein (devital).
Die Wurzelbehandlung wird unter Vollnarkose durchgeführt. Eine Röntgenaufnahme wird angefertigt um festzustellen ob der Zahn und die Zahnwurzel intakt sind oder ob bereits Veränderungen im Kieferknochen festzustellen sind.  Wenn bereits Resorptionserscheinungen der Wurzel (FORL)  vorliegen sind Versuche diesen Zahn auf Dauer zu erhalten zum scheitern verurteilt und daher kontraindiziert!

Mit entsprechenden Instrumenten und Spüllösungen werden möglichst alle Gewebsreste und Keime aus dem Nervenkanal entfernt.  Die Länge der Wurzelkanäle wird bestimmt. Mit besonderen Instrumenten wird der Nervenkanal gefüllt.

 
 

Eine Kunststoffplombe versiegelt den Defekt und den Wurzelkanal.Eine weitere Röntgenaufnahme dient zur Kontrolle der vollständigen Füllung des Nervenkanales

  
   

Auf Wunsch wird eine Metallkrone angefertigt um den Zahn vor weiterer Zerstörung zu schützen. Auch wurzelbehandelte Zähne müssen jährlich mit einer Röntgenaufnahme nachkontrolliert werden. Sollten die Beschwerden nicht abklingen und weitere Bakterien im Kieferknochen vorhanden sein, kann die entsprechende Wurzelspitze entfernt werden um den Zahn zu erhalten.

 

   

Kronen zum Schutz der 

 

OK Eckzähne bei einer Perserkatze 

Veterinary Dental Service-Dr.Isabella Kühn  |  Dr.I.Kuehn@t-online.de Tel.: 0049-172- 860 55 10